Call-Center
In der Zwischenzeit habe ich einen Abstecher ins Call-Center gemacht. Gott allein weiß, was mich da geritten hat...
Am Welcome-Day, der noch nicht bezahlt wurde, gabs bis 18:00 Uhr eine Schulung. Ja nee ist klar, geht sich ja schon mal toll an. Insgesamt dauerte die Schulung drei Tage, und ich wusste hinterher nicht mal, wie man das Telefon am Computer bedient. Top Vorbereitung. Dem entsprechend ging es am ersten Tag am Telefon drunter und drüber. Team-Cheffe und die meisten Anrufer waren zum Glück gut drauf. Hier mal ne Drohung, dass der Kunde, für den ich telefoniert hab, verklagt wird, und da lauter alte Leute und Ausländer, die man kaum verstanden hab. Zwischendrin dachte ich, mir fault gleich das Ohr ab, so hab ich mir das Headset dran geklemmt, dass ich überhaupt etwas verstehe. Nach zwei Tagen telefonieren war ich drei Tage krank und noch zwei Tage später hab ich den Bereich gewechselt.
Hieß zu erst einmal neue Schulung. Zwölf Tage diesmal. Zu Anfang Kommunikationstraining, das war teilweise sehr lustig und interessant. Dazu lauter theoretische Hintergründe, die wir zwar wissen müssen, uns aber am Telefon nichts bringen. Und das, was uns am Telefon geholfen hätte - das benutzte Programm verstehen und schnell die benötigten Infos finden - haben wir natürlich so gut wie gar nicht gemacht. Ich hab eh noch nicht geblickt, wie unsere Trainerin zu den Aussagen kam, dass a) die Schulung total super wäre, aber b) ständig Reklamationen wegen Fehlern rein kämen.
Nach 13 statt 12 Tagen gings ans Telefon. Ich ziemlich durch, und einer der ersten Anrufer kam mit Falschangaben daher, wodurch die ersten Versuche total chaotisch wurden. Am zweiten Morgen hatte sich meine Erstinitialisierung zurück gesetzt. Will heißen, ging technisch gar nichts mehr. Als ich endlich drin war, gabs nen Fehler, den ich erst gemerkt habe, als der Anrufer etwas konkretes wollte. Da durfte ich ihm erst mal sagen, dass er noch mal anrufen und alle Angaben erneut machen soll, der hat sich was gefreut. Dazu waren wir Teamleiter-bezogen komplett unterbesetzt. Keine Ahnung, wie man auf die Idee kommen kann, 20 neue Leute an die Telefone zu setzen und nur zwei da zu haben, die helfen können, wenn sich dann immer mindestens vier Leute melden, weil es ein Problem gibt. Die Erfahrung, neue Mitarbeiter am Telefon zu haben, hatten sie da schließlich nicht das erste Mal.
Die Arbeitszeiterfassung war auch noch eine Nummer für sich. Ich musste immer etwa 25 Minuten eher da sein, um die Programme zu starten, die natürlich nicht bezahlt wurden. Dazu konnte ich nur zur halben oder vollen Stunde ein- und ausloggen, sollte aber eine Minute vor der festgelegten Pausenzeit noch Anrufe entgegen nehmen, selbst wenn diese 10 Minuten dauern. Das heißt, ich habe ständig unbezahlt in die Pausen und das Arbeitsende hinein gearbeitet. Dazu wurde jede Pause, die wir kurz zwischendrin gemacht haben, minutengenau abgerechnet. Das gab jeden Tag etwa 45 Minuten unbezahlte Arbeitszeit, in der Woche also knapp 4 Stunden. Und so motiviert war ich dann doch nicht, dass ich denen das so zuschießen wollte.
Wenigstens eine Sache war super lustig. Einer der Mitarbeiter dachte, der Anrufer hätte schon aufgelegt und hat "Arschloch" in den Hörer gesagt. Dumm nur, dass der andere noch dran war. Okay, bei manchen Kunden ist so eine Titulierung durchaus angemessen. Gab aber trotzdem gut was an Ärger. :-D
Die Kollegen waren super nett, das war echt klasse. Der Stress hat mir trotzdem zu sehr zu schaffen gemacht, sodass ich da nach wenigen Tagen am Telefon wieder weg war. Das war das erste und letzte Mal Call-Center.
losian am 23. Februar 13
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