Donnerstag, 11. Oktober 2012
Vorstellungsgespräche
Mittlerweile bin ich auf der Suche nach einem richtigen Job. Zuerst gab es einen Abstecher in das sozialpädagogische Areal. Bei meinem einen Gespräch dort wurde ich 2 Stunden zugeredet und kam quasi selber nicht zu Wort. Nachdem ich einen halben Tag vor Ort zum Hospitieren war, sollte die Antwort eine Woche später - Mitte August - kommen. Trotz Nachfrage per Mail und nicht angenommenen Telefonanrufen habe ich bis heute nichts gehört. Bei der Organisation kann ich nur froh sein, dass es nichts geworden ist.
Die meisten Arbeitgeber melden sich auf meine Bewerbung gar nicht. Andere bestätigen mir den Eingang der Bewerbung mit Hinweis, dass ich nach Sichtung aller Bewerbungen Nachricht erhalte, um dann nichts mehr zu bekommen. Mehrere Absagen habe ich auch. Die meisten kurz und okay. Nur manchmal stand dort auch ein "wir können Ihre Enttäuschung verstehen". Bevor ich diesen Satz gelesen hatte, war ich nicht einmal auf die Idee gekommen, dass ich enttäuscht sein könnte. Herzlichen Dank für den Trigger!
Tatsächlich werde ich auch zu Gesprächen eingeladen. So wie am Montag. Tolle Firma, nette Atmosphäre und ich habs voll verhunzt. Nächstes Mal die bekannten Fragen besser vorbereiten und mehr ich selbst sein als irgendwas sein wollen, was die erwarten können, damits dann total in die Hose geht. Nuja, nixx geworden, aber was gelernt.
Morgen habe ich ein Telefoninterview. Bin gut vorbereitet, die Uhrzeit ist besser und auf die Firma habe ich auch echt Lust. Hoffentlich wird das was, wär so super. Und hoffentlich kommt mir Luzi nicht dazwischen. Wenn er Aufmerksamkeit will, fängt er an die Küche zu zerlegen...



Luzi <3
Ja, mich gibts noch. Seit Anfang August zu zwei. Ich habe jetzt einen Kater, Luzifer. Wahlweise auch Teufel, Engel, Monster oder Mistvieh. Je nachdem.
Er ist rotbraun mit weißen Flecken und Streifen. Super schnuckelig. Ist auch voll verschmust. Nur manchmal... etwas schwierig.
Zerlegt hat er bisher eine Tonfigur, eine u8iiiiiiiiiiioooooooooooooooooooooo9 Stehlampe, einen Teller und - nicht zu vergessen - er läuft auch gerne über meine Tastatur. Da hat er scho alle möglichen Shortcuts gefunden, die ich nicht einmal kenne, geschweige denn spontan rückgängig machen kann.
In den ersten Wochen ist er zweimal (!) vom Hochbett gefallen, hat einmal meine Leiter umgeworfen, während ich oben war, stand freudestrahlend zwischen zerrissenem Toilettenpapier und ist sowieso irgendwie irre. Wenn ich sein Klo sauber mache, schaut er zu und geht drauf, er steht auf Nudelpackungen und eh alles, was explizit nicht als Spielzeug gekauft wurde. Zum Beispiel Magneten oder Schokoweihnachtskugeln - wieso such ich eigentlich wie blöd nach Bällen? Ich weiß es nicht und habe es auch aufgegeben. Aus meinem Müsli schlurft er die Milch mit, wenn ich ihm eigene hinstelle, wirft er sie um. Das gleiche gilt für Ei. Ab und an habe ich das Gefühl, dass ich den Verstand verliere. Vielleicht sollte ich einfach dankbar sein, dass er mich nicht mehr morgens um fünf weckt und die meiste Zeit auf meiner Maushand schläft....



Mittwoch, 18. Juli 2012
"Könnten Sie denn auch mit der unterwürfigen Art von Hunden umgehen?"
Wurde ich heute gefragt. Und dachte mir so "hm najoa, topping from the bottom geht bestimmt." Gesagt hab ich dann "bestimmt, aber die Viecher stinken und kläffen und sabbern und deswegen nehm ich lieber ne Katze."
Ihr wisst schon: Hunde haben Herrchen, Katzen haben Diener. Letzteres entspricht meinem Naturell doch deutlich mehr.

Dazu habe ich hier noch einen Fragebogen, wo ich einschätzen soll, wie schlimm ich bestimmte Sachen finde. Bei einigen fragt sich mein Innerstes schon, warum das bei Vermeiden und nicht unter Anstreben anzufinden ist: fremdbestimmt zu werden, bestraft zu werden, einer Situation ausgeliefert zu sein,... Ich moag das. *rot anlauf* Hab die Sachen mal mit gar nicht schlimm bis mittelschlimm gewertet. Da kommen wieder gewisse Bedürfnisse zum völlig falschen Zeitpunkt hervor gekrochen...

Das wird was, wenn das bei der Fragebogenauswertung angesprochen wird. Zumal sich das mit den Angaben, dass ich mich gerne unabhängig bewege, beißt.



Montag, 2. Juli 2012
Wenn der Abend naht, ganz sacht und leis...
Manche Dinge lassen einen nie wieder los.
Bei mir gehört meine Pfadfinderzeit eindeutig dazu. Die ist zwar mittlerweile neun Jahre her, aber ich will immer noch raus, wandern, zelten, auf Fahrt gehen. Bei uns in Meck-Pomm waren die ältesten vielleicht Anfang 20. Ich bin jetzt 26. Da mach ich mir schon meine Gedanken, ob ich da überhaupt noch rein pass. Aber nur, weil man älter wird, wird man ja nicht plötzlich sesshaft. In Dresden gibts tatsächlich mindestens eine Gruppe, in der auch 20+ Leute drin sind. Genau bei denen war ich Freitag Abend zum überbündischen Singeabend.

Gegen 20:00 abends bin ich durch die Gärten am Rande Dresdens geschlichen, auf der Suche nach einer Gruppe Feuer machender, singender Pfadfinder. An einem Metalltor habe ich tatsächlich jemanden gefunden, der meine Frage, ob er heute Abend ein Feuer machen wolle, bejaht hat. Wir haben Sitzgelegenheiten zusammen gestellt, Holz zur Feuerstelle transportiert und das Feuer entzündet. Nach und nach wurden wir 13 Leute, meine ich. Überbündisch war gut, so war ich nicht der einzige mit einem Halstuch außerhalb der ortsüblichen Farbwahl.
Und wie das so ist, wenn man was kennt, aber doch anders: man sucht nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten. Außer, dass die anderen auch Pfadfinder sind und ein paar Lieder gesungen haben, die ich auch kenne, war es doch ein kleiner Kulturschock. Wenn ich damals mit Handy angekommen wär, mei o mei, das hätt Ärger gegeben. Dazu die Taschenlampe. Oh mein Gott *kreisch*. Alkohol gabs bei uns auch nicht. Und beim Singen in die Liederbücher schaun ging gar nicht. Hier alles total okay. Außerdem wurde aus Gläsern getrunken statt eine Kalebasse mit Tee (geschliffene, halbe Kokosnuss) herum gereicht. Der Kluftzwang scheint hier auch nicht so groß zu sein. Vermutlich wissen die nicht mal, was ein Affe (ein Pfadfinderrucksack) oder eine Affenrolle (der Schlafsack, in ein Poncho gerollt, außen am Affen befestigt) ist. Dass die a bissl legerer sind als wir damals, ist schon angenehmer. Aber so ein bisschen geht dabei leider auch Kultur verloren. Und ich habs auch so verstanden, dass die mehr nach Powell und wir nach tusk kommen. Das merkt man natürlich schon. Aber immerhin haben die Lager und Fahrten.

Haja, war scho echt schön, wieder die alten Lieder singen und neue hören. Zusammen sitzen am Lagerfeuer, quatschen, neue Leute kennen lernen. Und die, die da waren, sind scho echt sympatisch. Ist halt doch ein spezieller, sehr sympatischer Menschenschlag, der noch gerne durch die Natur zu Fuß geht und in Zelten schläft. Ich hoff, ich pass da rein und bin bald selber wieder auf Fahrt. *von der Ferne träum*

"Mein Blick schweift wieder und wieder zum Fenster, immer öfter. Draußen Sonne, Wind, dann Regen, dann sogar Gewitter – eben das perfekte Fahrtenwetter. Ich denke an die anderen, die jetzt da draußen sind. Zugegeben, ich bin einfach neidisch. Auf ihre Fahrt. Weil ich diesmal nicht mit kann. Ich will aber endlich wieder laufen, ich will Dreck und Kratzer und Mückenstiche. Ich will abends am Feuer schwitzen, während am Rücken die Kälte hoch kriecht, und nachts einen kleinen Stock unterm Schlafsack verfluchen. Ich will im Regen durchweichen bis auf die Haut und in der Mittagshitze meine Wäsche im Fluss waschen, ich will diese fiese Blase auf dem kleinen Zeh, die ich immer bekomme. Ich bin nicht besonders hart oder tapfer. Wer mich kennt, wird bestätigen, dass ich die erste bin, die mit Sonnenstich umkippt. Ich bin auch nicht verwirrt. Man nennt es viel mehr „bündisch“. Unheilbar, übrigens." <3 Definitiv, unheilbar.