Leere
In den Vorlesungen zur Arbeitspsychologie habe ich ein bisschen was gelernt zu den psychischen Folgen von Arbeitslosigkeit. Und kann diese jetzt etwas besser nachvollziehen, leider.
Nach der Abgabe meiner Diplomarbeit hatte ich auch nicht mehr zu tun als im Moment. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass das Vergehen der Zeit einen Sinn erfüllt, ich warte auf das Ergebnis und auf mein Zeugnis. Nun warte ich auf das Unbestimmte. Ohne große Aufgaben und Ziele. Ja, ich will mich selbständig machen und ja, ich kann dafür auch jetzt schon ein wenig machen. Aber ohne Kick, Zug, Deadline, Chef oder was auch immer dahinter geht der Antrieb schnell verloren und das ganze wechselt in ein Driften über. Ich muss mir sehr stark vor Augen führen, was ich eigentlich will und jetzt in diesem Moment dafür tun kann. Sonst geht das sehr schnell verloren.
Ich muss morgens nicht aufstehen. Ansonsten hätte sich mein Biorhythmus schon wieder dahin gehend verschoben. So aber nicht. Und wenn ich wach bin, hab ich nicht mehr viel Zeit für Erledigungen, die andere Leute morgens um acht machen. Das ist nicht gerade günstig, wenn man Aushänge anbringen, Ausweise verlängern oder Zeugnisse abholen will. Ansonsten ist da nicht viel, was mich wirklich raus zieht. Und dummerweise neige ich schon von Natur aus zur Lethargie.
Ein paar Sachen versuche ich mir als Aufgabe zu setzen, mehr oder minder erfolgreich. Ich habe hier noch einen Schwedischkurs herum liegen, heute hab ich mich drei Stunden mit der Sprache befasst. Okay, 90 Minuten Film auf schwedisch mit deutschem Untertitel und eine Stunde andersherum. Das ist immerhin etwas und ich lern noch was dabei.
Mein Freund hat mir empfohlen diesen Blog anzufangen. Auch das hilft, mal etwas anderes zu tun und nebenbei hilfts mir ein wenig mich zu strukturieren und verbessert meine kommunikativen Fertigkeiten.
Dann bin ich noch ehrenamtlich aktiv in einem Hochschulnetzwerk, Vorstand und Aufnahmekommission. Ich könnte mich auch endlos in der Mitgliederaktivierung einbringen, da gibts genug zu tun. Oder bis zum Wochenende einen Fragebogen zur Mitgliederaktivität und Wünschen beginnen. Den Artikel, den ich für unseren Tagungsband über meinen Akademievortrag schreiben wollte, habe ich fertig. Ich hab auch schon mein Vortragsthema für dieses Jahr im Oktober angekündigt, Mediation als Revolution des Rechtssystemes, wenn ich gar nicht mehr weiß, was ich tun soll, kann ich damit anfangen.
Bewegung wäre auch nicht verkehrt, hier um die Ecke hats nen schönen Weg am Main, nen Schwimmbad und ne Eislaufbahn. Da will ich eigentlich schon seit ner Woche hin. Und wenns mich nicht zur Bewegung treibt könnte ich immerhin ins Kino.
Und natürlich Dinge für die Selbständigkeit tun. Meinem Makler hinterher laufen, nach anderen Wohnungen schaun, die Webseite bebasteln, Ideen entwickeln oder Hintergrundwissen aneignen.
Ist trotzdem alles schwierig, das Anfangen und Machen und was sinnvolles tun. Drückt nebenbei natürlich auch die Stimmung. Und - ganz dumm - häng ich zu viel auf nem Onlineportal rum. Da sollte ich mir mal Zeitfenster für setzen. Wenn ich nicht dort bin mache ich entweder sofort was sinnvolles, oder mir wird so schnell so langweilig, dass das nur kurze Zeit später so kommt. Normalerweise wirds besser, wenn ich erst mal anfange.
losian am 09. Januar 12
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