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Stig Larsson geht durch die Medien. Erst die Bücher. Die wurden mir von einem Bekannten empfohlen. Aber ich dachte mir, dass Mainstream eher nixx für mich ist. Dann der Film. Hatte ne Weile überlegt, ob ich ihn mir anschau. Die Kritiken sagten aber, dass er zu buchorientiert und wenig gelungen wäre. Deswegen hab ich das erstmal ausgesetzt.

Dienstag stand ich nach der Wohnungssuche am Dresdener Bahnhof und hab mir zu Schokoeis und Cola noch den ersten Teil der Triologie erworben. Frustessen und Frustshoppen...

Das Buch hatte ich bis Montag früh durch und ich hatte durchaus noch einiges anderes zu tun. Aber sehr spannend und interessant. Die anderen beiden Teile sind unterwegs. =) Dazu war ich am selben Abend im Kino den Film schauen.

Strange. Ich hab das noch nie gemacht. So nah Buch und Film aneinander. Das macht einiges. Und ist ne sehr spannende Erfahrung. Ich konnte der Handlung folgen, ohne mich darauf konzentrieren zu müssen, weil ich sie schon kannte. Und konnte mehr nach anderem schauen. Total befreiend.

Zum Beispiel auf die Ausstrahlung der Lisbeth Salander. Ich hätte vorher nie gedacht, dass jemand die so ansprechend spielen kann. Und war sehr positiv überrascht. Ich find sie im Film total gut. Die Ausstrahlung ist klasse. Diese tiefe Traurigkeit und Abwesenheit. Und Stärke. Erst hab ich gedacht, ich mag sie nur. Das passiert mir nicht oft bei Filmfiguren. Interessant sind einige, aber richtig mögen? Normal nicht. Heute kam mir die Erkenntnis, dass ich mich mit ihr identifiziere. Ich find sie toll. 100% quid pro quo. Sehr echt. Sehr ehrlich. Sehr korrekt. Die Tiefe im Buch und die Ausstrahlung im Film. Grandios. Okay, ich hab mich ein wenig verliebt.

Den Rest fand ich im Film eher blass und ohne sie hätte es sich nicht gelohnt den zu schauen. Da fehlen einige komplexe und tiefe Teile aus dem Buch, die den Charakteren mehr Schärfe und Würze geben.

Ich hab auch noch was anderes gemerkt. Hab viel verglichen zwischen Film und Buch. Und da hieß die anders, und das war nen Pferd und keine Kuh, und überhaupt fehlen diese und jene Sachen. Das hat blockiert. Ich konnte mich nicht so auf die Umsetzung und Interpretation des Regisseurs einlassen. Weil ich immer an meiner Wahrnehmung und meinen Schwerpunkten gehangen und mich daran fest geklammert habe. Meine eigene Ideen und Vorstellungen haben mich stark davon abgehalten andere Möglichkeiten anzunehmen.

Die Erkenntnis gibt mir was für den Alltag. Weil ich mir die Einschränkung meiner Wahrnehmung durch meine vorgefasste "Wahrheit" bisher nie so konkret bewusst wurde. Sehr inspirierend. Vielleicht frag ich demnächst öfter mal andere, wie sie die Dinge sehen.




ebee am 02.Feb 12  |  Permalink
Also hast du die Verfilmung gesehen, die grade in den Kinos angelaufen ist? Das Hollywood-Remake? Hab ich noch nicht gesehen, aber ich würde dir auf jeden Fall raten, dir auch mal die schwedische Verfilmung anzusehen. Kann mich zwar nicht mehr hunderprozentig daran erinnern, aber ich fand sie recht gelungen und sehr am Buch orientiert. Und die Schauspieler waren alle sehr eindrucksvoll.

losian am 02.Feb 12  |  Permalink
jo, genau die.
Hatte die schwedische schon mal anlaufen, aber nich die Muße zum guggen.
Ich denk, ich schau sie mir iwann die nächsten Tage mal in Ruhe an.