Kommunikationswege
Gestern saßen wir im Café, zwei andere und ich. Die beiden haben sich über Geschäftssachen unterhalten und ich habe gelauscht. War sehr spannend. Ging unter anderem darum, wer welche Kommunikationsmethode bevorzugt.

Ich war bisher immer der Auffassung, dass E-Mail super ist. Da kann ich antworten, wenn mir klar ist, was ich sagen will, und vorher einfach eine Weile nicht reagieren. So hab ich genug Zeit mir meine Reaktion zu überlegen und kann dann die Mail tippen, wenn's für mich der richtige Moment ist und ich da tatsächlich auch Lust darauf habe. Und ich hab alle Mails hinterher in meinen Ordnern und kann alles nochmal nachlesen.
E-Mail ist für mich das erste Mittel der Wahl, bequem, zeitlich und lokal flexibel, und für die meisten Aufgaben durchaus gut brauchbar.

Richtige Treffen sind auch in Ordnung. Da hab ich zwar deutlich weniger Zeit mir meine Antwort zu überlegen. Dafür lese ich nicht nur, was mein Gegenüber mir mitteilt, sondern höre, wie er es intoniert, und sehe, was er mit seiner Mimik und Gestik anstellt. Das gibt ja durchaus auch einiges an Informationen, die ich nur per Mail nicht erhalte. Ich hab auch fest gestellt, dass ich beim Werwölfe spielen eine recht gute Wahrnehmung der Körpersignale der anderen Mitspieler habe und teilweise allein dadurch erkennen kann, wer zu den Bösen gehört. Und da Treffen normalerweise auch Termine und Themen haben, kann ich mich vorher gezielt darauf vorbereiten. Auch das ist ziemlich gut. Treffen sind super, wenn's ans Eingemachte geht und es wichtig wird, den anderen möglichst ganz wahr zu nehmen. Kann zum Beispiel sehr hilfreich dabei sein, den entscheidenden Punkt beim Gegenüber zu finden. Mit realen Begegnungen kann man auch am besten Rapport und Vertrauen zum anderen aufzubauen.
Treffen sind dann das Mittel der Wahl, wenn's persönlich wird und eine gute Beziehung zwischen dem anderen und mir wichtig ist.

Telefon ist schwierig. Ich kann den anderen nicht sehen, dafür aber hören. Mir bleibt nicht so viel Zeit um zu antworten, sonst fragt sich der Gegenüber, ob ich überhaupt noch da bin. Dafür kann mich das Telefongespräch immer und vollkommen unvorbereitet treffen. Das ist insbesondere dann sehr schwierig, wenn ich gerade tief in Gedanken bei einem anderen Thema bin, was ja durchaus mal vorkommen kann. Hinzu kommt, dass ich nicht immer, bevor ich ran gehen, weiß, wer da am anderen Ende der Leitung lauscht. Deshalb kann ich mich nicht unbedingt darauf einstellen, was da gleich auf mich zu kommt. Und geh auch dann gegebenfalls ran, wenn ich auf den Menschen am anderen Ende gerade keine Lust oder für das Gespräch keine Zeit oder Motivation habe. Außerdem telefoniere ich sowieso nicht so gerne.
Telefon ist gut, um kleine Sachen schnell zu klären, besonders solche, wo man sich abstimmen muss (Wann treffen wir uns?, etc), aber wenn das Gespräch tiefere Gedanken erfordert, ist es für mich definitiv nicht das Mittel der Wahl.

Chatten ist so ähnlich wie Telefon. Nur, dass man den anderen nicht hört, und gleich sieht, wer am anderen Ende sitzt. Es kann einem leicht irgendwo dazwischen kommen und man sollte möglichst sofort reagieren. Dafür kann man zwischendrin einfach mal 5 Minuten verschwinden und dann weiter tippseln. Zudem kann man das Chatprotokoll speichern. Das ist sehr praktisch um nachzuvollziehen, was genau angesprochen wurde. Da ich meistens eher in Tipp- als in Redelaune, kommt mir chatten eher entgegen als telefonieren. Chatten und telefonieren (als Angesprochener) haben im Gegensatz zur Mailantwort auch den Vorteil, dass man es nicht tagelang vor sich her schieben kann.
Chatten ist insgesamt für kleine Sachen toll oder dann, wenn man eine sofortige, archivierbare Reaktion haben möchte.

Hat also alles seine Vor- und Nachteile. (Okay, diese Erkenntnis ist weder neu noch überraschend.) Trotzdem ziehe ich in erster Linie E-Mail vor, wegen der zeitlichen und lokalen Flexibilität. Ich bin auch nicht der Typ für schnelle, spontane und dazu noch gute Antworten.




drawing2012 am 19.Feb 12  |  Permalink
Sehe ich auch so.
Bin ich absolut ihrer Meinung, allerdings kann es auch manchnmal besser sein, wenn man nicht zu lange über eine Antwort Gedanken macht. Spontane Antworten können richtiger sein, undzwar dann, wenn man sich seine MEinung sonst "Kaputtdenkt".

losian am 20.Feb 12  |  Permalink
Oh, cool. Ich hab bisher gedacht, ich wäre damit recht alleine, dass ich etwas länger für eine passende Antwort brauche.
Und ja, spontane Ideen sind manchmal besser, und das erste Gefühl bestätigt sich doch sehr häufig.