Träume
Hin und wieder denke ich an Dycamart - eine Geschichte, die es leider online nicht mehr zu finden gibt. So wie heute. Nur die ersten Zeilen, und ich bin wieder bei mir angekommen:

Von einem Berg aus blickten wir hinunter in ein braches Land. Dieses Land, das einst unsere Heimat war, lag nun in Ruinen. Ruinen, die nie wieder auferstehen sollten.
Einst lag dort das Paradies, doch dann zogen dunkle Wolken auf, die unheilvoll Tag und Nacht über dem Land lagen. Wir warteten darauf, dass sie unter ihrem eigenen Gewicht zugrunde gehen würden, doch der Regen der Erlösung blieb aus. Nur diese undurchdringlichen Wolken, die für alle Ewigkeit über diesem Land hängen sollten, die einem verwelkten Baum höhnisch spotteten, da er kämpfte und verlor, doch immer noch einen Ast nach oben hielt wie eine drohende Faust.
Ein paar Gebäude standen noch, doch sie waren leer und kalt, zerfressen von der Ewigkeit. Diese Bauten, die nur eine fahle Spiegelung ihrer Selbst waren, verteidigten, was ihnen gehörte, verteidigten ihr innerstes Wesen, doch die Wolken waren zu mächtig.
Das Ende kommt schneller als man denkt. Schleichend wie ein Dieb in der Nacht nimmt es dir alles, was dir etwas bedeutet, zerreißt es und wirft dir dann die Brocken hin, die du verzweifelt wieder aufhebst, an einen Tisch trägst und versuchst zusammenzusetzen.
Am Ende bleibt dir dann nichts mehr außer der Hoffnung. Der Hoffnung, dass du irgendwo in dieser unendlich großen Welt eine Flamme entzündet hast. Eine Flamme, die nie wieder verlischt. Eine Flamme, die mahnt von deinem Schicksal. Eine Flamme der Ewigkeit.

Früher dachte ich, ich könnte die Welt verändern. Oder zumindest nicht von ihr zermahlen werden. Frei sein. Unabhängig sein. Texte schreiben. Mir große Gedanken machen. Sozialkritisch sein. Die Welt vor die Hunde gehen lassen und es wenigstens selbst besser machen. Hab von fernen Ländern geträumt. Mich wahlweise in die Einöde zurückzuziehen. Oder intensive Kontakte zu pflegen. Es einfach anders zu machen als die zig Millionen Mitteleuropäer, die zwar ihren Lebensunterhalt haben, aber trotzdem nicht glücklich sind, weil sie es nicht schaffen, dass zu tun, was sie eigentlich wollen (oder es überhaupt herauszufinden). Ich sehe so viele Menschen um mich herum, die wahnsinnig unglücklich sind mit ihrem Ein-Weg-Leben. Und langsam werde ich auch so einer. Die "geregelte" Arbeit macht mich k.o., ich habe für nichts anderes mehr Kraft. Und wie man ohne Geld lebt, habe ich noch nicht heraus gefunden. Irgendwas läuft hier verdammt schief. Noch rede ich mir ein, dass das eine Übergangsphase ist. Dass ich doch noch meine Aufgabe, Arbeit, Tätigkeit, was auch immer finde, die meinem Ich entspricht, meinen Kindheitsträumen. Falls ich es bis dahin noch spüre. Im Moment bin ich von der Arbeit so leer gesaugt, dass ich weder andere, noch mich wahrnehme. Weil für jeden, der halbwegs was empfinden kann, nur dicht machen hilft gegen das Elend dieser Welt. Sonst geh ich darüber zu Grunde.